Playground of Happiness

We lost our inner child

ricardo köhne
5 min readMar 21, 2021

Das ist ein Experiment.
Das sind meine Gedanken.
Das ist ungefiltert.

Mittendrin, zwischen all den Blättern unseres Verstandes, kämpft sich das Licht durch das dichteste Blattwerk und sucht verzweifelt einen Weg nach innen zu gelangen.
Das Licht der Klarheit, das Licht der Erleuchtung, das Licht des reinen Selbst.
Ein ganzes Leben Zeit, es herein zu lassen und der Suche nach dem eigenen Ich, der inneren Mitte, der zerbrechlichen inneren Ruhe endlich eine Farbe zu verleihen und das was wir so leidend gesucht haben und nie verbildlichen konnten, endlich zu greifen und für immer zu halten.

Unser Verstand, unser Leben, unsere Strukturen — sie wachsen Tag um Tag, Jahr um Jahr, lassen den Dschungel um unsere Mitte immer dichter werden, immer dunkler werden, immer undurchdringlicher werden.
So viele Facetten, so viele Pfade, so viele Farben. So wenig Klarheit, so wenig Ruhe.
Immer mehr Blätter hüllen sich um die zarte Lichtung, die tief unter dem Geäst versteckt ist, die wir zurücklassen und dabei einmal so gut kannten.
Ein Leben, vergleichslos zu auch nur einer anderen Spezies die wir bis hierher kennen, welches mehr von uns abverlangt als wir ertragen können sollten und nicht zu wenige von uns mit Stürmen umhüllt und kentern lässt. Aufstehen. Weitermachen. Den Kreis brechen und sich auf den Rückweg machen — auf dem Weg zu einem Ort, den wir einst kannten und jeden Tag mit angstloser und zeitloser Freude begrüßten:
Playground of Happiness.

Es gab eine Zeit, zu der dieser Spielplatz unter freiem Himmel auf offenen Ebenen sein zu Hause fand. Offen in jede Richtung und nicht ein Ast oder Blatt hat die Energien der warmen Sonnenstrahlen von uns ferngehalten.
Frei von Gedanken, frei von einem falls, frei von einem aber, frei von einem was wäre wenn, sind wir über diesen Ort gerannt und haben entdeckt, geforscht, gelacht, gelernt, geweint, sind gefallen, aufgestanden und sind den Wegen gefolgt, die unsere Fantasie in den Sand gezogen hat.

Wir haben nicht gedacht und dann gehandelt. Haben nicht kalkuliert und dann umgesetzt. Haben nicht gefragt und auf ein Nicken gewartet. Wir waren Entdecker, wir waren Helden, wir waren Kämpfer, Erschaffer, Bastler, Forscher und Geniesser.
Wir haben uns nicht von unseren Pflichten führen lassen, uns nicht um die Maskerade anderer geschert und uns keine eigene gemalt.
Es gab keine Schublade, kein Profil, keine Schablone, in die wir passen mussten, die wir aufrecht erhalten mussten.
Wir wurden nicht bewertet, nicht mit Zahlen kategorisiert, die unsere Zukunft bestimmt haben.
Wir mussten nicht erst 100 Aufgaben erfüllen, um dann die eine machen zu dürfen, die wir wirklich lieben.
Wir mussten uns nicht anderen fügen, unsere Zeit in ihre Hände legen, ein Soll erfüllen, oder tun was gegen unseren eigenen Kompass spricht.
Wir haben uns nicht um unseren Ruf geschert, nicht was die anderen von uns dachten. Uns nicht gefragt, wie weit der Einfluss unseres Handels gehen könnte. Wir haben unsere Energien nicht gespart, nicht gewartet bis ein Ereignis eintritt, nach dem vermeintlich alles besser wird.

Nicht gewartet, bis das nächste Ziel erreicht war nach dem das Leben ganz anders und besser wird. Uns nicht von Sucht nach Produktivität und Fortschritt unterdrücken, überarbeiten und zerbrechen lassen.
Uns nicht beschwert wie anstrengend und schlecht alles ist, alle Verantwortlichkeit von uns gestossen, uns unseren Luxus nicht nehmen lassen und nicht die Augen vor denen verschlossen, die wirklich leiden.
Wir haben nicht in der Zukunft gelebt, nicht jeden Schritt in aller Vorsicht doppelt geplant und nicht gewartet bis der wirklich passende Zeitpunkt da war.

Wir haben uns nicht selbst für eine bessere Zukunft aufgehoben, bis für unser eigenes Leben, unser eigenes Ich, welches wir uns immer gewünscht haben, plötzlich zu alt waren.

All das mussten wir nicht sein. Nicht tun.
Nein — Wir mussten nur da sein, mutig sein, dabei sein, aufstehen wenn wir gefallen sind und die Hand greifen, die uns aufhelfen wollte, egal wer sie uns reicht.
Den Staub abklopfen und weiter rennen. Rennen, obwohl unsere Schuhe gerissen sind, obwohl wir eigentlich längst wo anders sein müssten, obwohl unsere Lunge brennt und wir längst keine Energie mehr haben — wir rannten weiter und konnten in unseren Gesichtern ein breites Grinsen finden.

Eines Tages belegten die ersten Schatten unsere Ebenen. Dichtes Gewächs zog die ersten Grenzen um unseren Spielplatz. Es wurde immer enger, immer dichter, immer dunkler.
All das führte uns immer weiter weg von der Lichtung, die noch übrig geblieben war — Mehr war nicht mehr da.
All die neuen schweren Blätter, die unsere Lichtung immer weiter verstecken, haben uns den Moment langsam verbleichen lassen und uns das Morgen gegeben, die Zukunft, ein Augenblick auf den wir alle hinarbeiten und doch rückt er mit jedem Schritt den wir gehen einen Schritt weiter nach vorne. Er ist nicht greifbar und das Leben über all dem Blätterdach, welches mit den Jahren über diesen einen Ort wächst, ist im nächsten Moment nicht so viel besser, wie wir es uns vorgestellt hatten.
All das Streben nach der Zukunft macht uns zu Reisenden, die vergessen auf ihrem Weg zum Ziel mal aus dem Fenster zu schauen, mal nach links und rechts zu schauen, den Pfad zu verlassen und wieder Entdecker werden, wieder das Unbekannte anzunehmen und jeden gelernten Zweifel, jede Angst und jede Logik von uns zu streifen und darauf zu blicken was vor uns liegt.
Uns mutig den Weg ins Unbekannte zu bahnen und tief, tief im Innern dieses Dschungels voller Chaos, Spontaneität und Freiheit etwas zu erkennen…

Bei all dem Lernen in all den Jahren, haben wir es uns zur Aufgabe gemacht in der Zukunft zu leben. Wir haben vergessen im Moment zu leben.

Irgendwo tief in unserem Innern sind wir es immer noch, aber trauen uns nicht mehr es heraus zu lassen und begraben es unter Vernunft und Ordnung.
Wenn wir nur innehalten würden. Den Moment geschehen lassen würden, ihn einfach anzunehmen, tief ein- und auszuatmen um genug Kraft zu haben, uns durch den alten Dschungel all der Jahre zu kämpfen und hinter all seinen Blättern endlich wieder den Ort zu entdecken, an dem wir in jedem Moment, frei von allen Gedanken und Ängsten, wieder sein und erkennen können, wer wir einst waren:

Wir waren Kinder.
Und wir haben es verlernt, zu spielen.

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